Rückblick
Informieren Sie sich hier über unsere wichtigsten Aktivitäten und verschaffen sich einen Überblick über die Themen, zu denen wir berichteten. Wir benutzen verschiedene Informationskanäle um mit unseren Unterstützern in Verbindung zu bleiben. So erreichen Sie uns auch über facebook und Twitter.
Bildungstage München 30. und 31. Januar 2016
Wir betrieben einen Messestand auf den Bildungstagen in München.
Inmitten der vielen andern Aussteller waren wir eigentlich so etwas wie ein exotischer Fremdkörper. Außer uns haben wir keinen anderen Standinhaber ausmachen können, der nicht sein Geschäft mit und um unser Bildungssystem macht, weil dieses eben so ist, wie es ist.
Würden wir uns mit unseren Forderungen gänzlich durchsetzen, müssten wir vermutlich irgend wann einmal die ganze Messe allen bestreiten ;-)
Eine deutliche Zunahme der Angebote rund um Nachhilfe und Lernunterstützung war gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Der Organisator der Messe sprach von einem Plus von ca. 30%! Das ist schon ein recht deutlicher Hilferuf unserer Kinder und Jugendlichen.
Die vielen Besucher, mit denen wir an unserem Stand sprachen, suchten meist Auswege oder Ergänzungen zum Regelschulsystem. Wir erhielten jede Menge Zuspruch und zusätzliche UnterstützerInnenstimmen. Die Veranstaltung war eine - wie wir meinen - wichtige Veranstaltung, an der sich bildungsinteressierte Bürgerinnen und Bürger recht umfassend über die Angebot informieren können, die es privatwirtschaftlich neben unserem Regelschulsystem gibt.
Anfrage beim Kultusminister
Gern wüssten wir, mit welchen Maßnahmen Sie in der Lehrerausbildung und -fortbildung sicherstellen, dass Ihre LehrerInnen den Anforderungen einer nachhaltigen Wissensvermittlung auch in offenen Lernlandschaften gewachsen sind.
Das Scheiben an den Kultusminister Spaenle (22.10.15)
Die Antwort aus dem Kultusministerium (05.01.16) lässt hoffen, dass die getroffenen Maßnahmen auch so effektiv greifen, dass in Lernwelten entsprechend wirksam unterrichtet werden kann. Auf dem
FIBS-Portal (Fortbildung in bayerischen Schulen) war jedenfalls der im Schreiben benannte Lehrgang leider nicht zu finden (26.01.16). Unter dem Stichwort "LERNLANDSCHAFTEN" wurde eine Fortbildung für 12 Teilnehmer im
Albrecht-Ernst-Gymnasium, in Oettingen angeboten. In Bayern gibt es (Stand 2013) 14.967 LehrerInnen, davon über 95.000 an allgemeinbildenen Schulen.
Sudbury-Schule am Ammersee - Bericht über unsere Hospitation
Eine erste Hospitationsgruppe durfte am Freitag, 17. April 2015 in die im September in Reichling - Ludenhausen neu eröffnete Sudbury-Schule am Ammersee hinein schnuppern.
Eine 12-köpfige Besuchergruppe aus den Mitgliedern des Forums für Bildungspolitik war ebenso aufgeregt und neugierig, was sie erwartet, wie die Schulgemeinschaft selbst.
Reichling ist ein kleiner Ort in der Nähe des Ammersees, manche Familien zogen extra für die Schule in die Region. Dank der tatkräftigen Unterstützung der örtlichen politischen Kräfte konnte die Initiative um Monika Wernz und Gerlinde Rüdinger-Wagner nach neun Jahren hartnäckiger Gründungsphase endlich ihr freies und demokratisches Schulkonzept mit Leben füllen.
10.15 Uhr.... die Gruppe trifft ein und wird von einem Schüler bereits an der Tür begrüßt. Weitere neugierige Augen verkleideter Kinder kommen aus den verschiedenen Räumen, die so gar nicht an "Schule" erinnern. Mit Kaffee und einer kleinen Stärkung werden wir empfangen und dürfen die Atmosphäre spüren. In der Küche wir eine erwachsene Person von einem Schüler unterstützt, das Mittagessen für alle, uns heute inklusive, vorzubereiten.
Wir werden durch die Schule geführt und bekommen das Leben und die Prinzipien der Schule erklärt. Ich habe den Eindruck, dass die Schüler sich heute besonders Mühe geben, uns zu zeigen, was an ihrer Schule so ganz besonders ist.
Es gibt keinen regulären Unterricht, den Kindern steht vollkommen frei, wie sie ihren Tag verbringen. Wer lernen möchte, wendet sich an einen Lehrer und zieht sich in den Lernraum zurück. An der Sudbury-Schule entscheiden die Schüler selbst, wann sie lernen und wann sie sich auf ihren Abschluss vorbereiten.
Lehrer und Pädagogen verstehen sich als Lernbegleiter und können natürlich auch von sich aus den Schülern Angebote unterbreiten. Jedoch nicht um einen Zweck (Absicht oder den Lehrplan) zu erfüllen, sondern weil sie selbst Spaß und Interesse daran haben.
Diese völlige Freiheit erfordert viele Regeln, die gemeinsam im Alltag festgelegt werden und in die wöchentliche Schulversammlung eingebracht werden. Jedes Mitglied der Schulgemeinschaft hat eine Stimme und alle Veränderungen und Belange, die das Schulleben betreffen werden in der Schulversammlung beschlossen. Deren Leitung einem Schüler obliegt. Ein eigenes "Gesetzbuch" beinhaltet alle Regeln dieser Schule. Diverse Komitees verwalten Teilbereiche. Das Justizkomitee behandelt Beschwerden, die sich im Alltag ergeben, denn wertschätzender Umgang ist den Initiatoren besonders wichtig. An dieser Schule soll sich jeder sicher fühlen um sich in seiner Individualität entfalten zu können.
Die Startzeit der Schule war geprägt vom Gestalten des Zusammenlebens in der Schule und die Prägung der Schulgemeinschaft. Jedes Mitglied bekommt seine Zeit, sich in dieser Gemeinschaft einzufinden und zu erleben, dass der Alltag mit Eigeninitiative mitgestaltet werden kann. Wer sich allerdings bei wichtigen Themen, die am allgemeinen Informationsbrett aushängen nicht an der Schulversammlung teil nimmt, kann auch nicht mitbestimmen. Auch das gehört zu den grundlegenden Lernerfahrungen in einer demokratischen Gemeinschaft.
Derzeit besuchen 35 SchülerInnen zwischen 6 und 16 Jahren die Schule, in der es eine Kernzeit zwischen 10:00 und 14:00 Uhr gibt. Ab 8:00 Uhr ist die Schule geöffnet, wer kommt, trägt sich in eine Liste ein. Bis 16:30 ist die Schule geöffnet. Je nach Jahrgangsstufe müssen die SchülerInnen eine gewisse Stundenzahl pro Woche in der Schule anwesend sein.
Für die einzelnen Funktionsräume, zu denen auch das Freigelände, sowie der gesamte Ort gehört, gibt es so genannte Führerscheine, die bezeugen, dass die SchülerInnen die Regeln kennen und sich nach ihnen richten.
Im Ort gibt es einige Bauernhöfe, die mit der Schule kooperieren und zu ganz besonderen Lernorten für die Schüler geworden sind. Leben ist Lernen. So lautet das Motto der Schule.
"Die Sudbury-Schule Ammersee stellt eine Chance dar, mit Mut neue Wege einzuschlagen und dabei die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen." - so liest man auf der Internetseite www.sudbury-muenchen.de.
Schülerinnen, die z.T. aus der Freilernerszene kommen und das erste mal eine Schule besuchen oder jetzt wieder, nach einer langen Auszeit eine Schule besuchen, erklären uns, wie sie die Schule empfinden und wie sie hier (wieder) ins Lernen kommen. Sie fühlen sich nicht als Exoten und werden auch außerhalb der Schule von ihren Freunden nicht so wahrgenommen. Viele ihrer Freunde sind wohl eher neidisch auf diese Form des Lernen-dürfens.
Die Sudbury-Schule ist definitiv die exotischste Schule in Bayern und alle Besucher sind sich während der Abschlussrunde einig, dass Bayern dieses Schulmodell gut tut und es viele neue Impulse in die Bildungslandschaft bringt. Voller Respekt für den langen Atem und den Mut, diese Schule zu leben, sowie Dankbarkeit für die Offenheit und die Besuchsmöglichkeit und die ehrlichen Einblicke verabschieden wir uns und wünschen weiterhin viel Erfolg.
Den haben sich die Gründerinnen auf jeden Fall verdient, denn neun Jahre hartnäckiges Dranbleiben und sich nicht vom Herzensgedanken und dem Konzept abbringen zu lassen verdient in Bayern besonderen Respekt! Wernz erzählt, dass sie immer daran geglaubt hatte und kontinuierlicher Beziehungsaufbau brachte ihnen Fürsprecher in der Politik. Es war ihnen wichtig wirklich am Konzept zu bleiben, denn schließlich gibt es viele positive Erfahrungen aus den Schulen in aller Welt. Die Schule hat nun einen wisschenschaftlichen Beirat, der mit hochdotierten fachkundigen Persönlichkeiten besetzt ist, allen voran Prof. Dr. phil. Ulrich Klemm. Diese Begleitung war die Voraussetzung für den Start der Schule.
Wernz und Rüdinger-Wagner sind stolz auf das Land Bayern, das sich traut, diese Schule zu genehmigen. Ihnen ist Pluralismus in der Bildungslandschaft wichtig. Überall sollten die Kinder und Jugendlichen jedoch Erfahrungen der Selbstwirksamkeit machen dürfen.
Homepage der Schule
..ein Besuch wert!
Erstellt von Alexandra Lux, Montessori-Pädagogin, LernCoach und Vorstand bei Aktion gute Schule