Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters,
was denkt sich Josef Kraus,
der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, wenn er so etwas sagt?
Am effektivsten erscheint
dem VDR-Chef eine bessere Ausstattung der Schulen mit einer sogenannten
"integrierten Lehrerreserve". Das bedeutet, dass jede Schule eine
Lehrkraft bzw. einzelne Stunden mehr zugeteilt bekommt, als zur eigentlichen
Sicherstellung der Unterrichtsversorgung nötig wäre. Wenn ein Kollege
beispielsweise erkrankt, kann dieser Ausfall schnell und unkompliziert
ausgeglichen werden. Ansonsten kann die zusätzliche Lehrkraft eingesetzt
werden, um schwächere Schüler gezielt zu fördern.
Hier der ganze Artikel bei news4teachers.de
Wenn das so stimmt, hat eine
Schule nur so viel Lehrer*innen, wie für den Schulbetrieb nötig sind, wenn niemand krank wird.
Und wo sind bitte die Reserven? Kaum ein Betrieb der freien Wirtschaft kann es
sich leisten den Faktor Krankheit bei der Personalplanung außer Acht zu lassen
- unsere Schulen wohl schon.
Wie tickt dieses System?
Lehrer werden nicht krank? Da berichten uns die Eltern aber von ganz anderen
Verhältnissen. Was würden die Aktionäre eines Wirtschaftsunternehmens machen,
wenn dieses einen Produktionsausfall meldet, weil Mitarbeiter krank geworden sind?
Und was meint Herr Kraus, wie sich das dann mit der gezielte Förderung
schwächerer Schüler darstellt. Die fällt dann ersatzlos aus, wenn Lehrer krank
sind. Schwächere Schüler*innen können also nur gefördert werden, wenn alle
Lehrer gesund sind?
Ich kann Herrn Kraus schon
sehr gut verstehen, wenn er mehr Lehrkräfte haben möchte, um seinen Auftrag
besser erfüllen zu können. Eine solche Äußerung wunder mich jedoch dann
schon reichlich - ich hoffe sehr, dass es sich um eine Presseente handelt.
Vielleicht möchte er es uns ja erklären?
Herzliche Grüße
Ihr Thomas Becker und das Team der Aktion
gute Schule e.V.
Die Themen des heutigen Newsletters:
Schule & Wir 01/2016 im Widerspruch zu 01/2014
Ja was ist da passiert? Sicher erinnern Sie sich, noch vor zwei Jahren hieß es "ohne Fleiß kein Preis"! Das Kultusministerium widersprach der These, dass Lernen grundsätzlich Spaß machen muss. Wir freuen uns jedenfalls über diesen Beitrag sehr, zeugt er vielleicht doch von einer Kehrtwende in unserer Bildungspolitik. Wir regen es ja schon lange an, möchten gern, dass der Unterricht so nah wie möglich an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtet wird.
Manfred Spitzer im Interview
(Auszug) im Schule & Wir-Artikel:
Die Art der Emotionen wirkt
sich massiv auf das Lernen aus. Mit Angst lernt man sehr schnell. Das Problem
ist nur: Lerne ich mit Angst, dann kommt beim Abrufen des Wissens immer auch
die Angst mit hervor. Und Angst hemmt Kreativität. Kreativität brauchen wir
aber, um unser Wissen einzusetzen, etwa um Probleme zu lösen. Angst hat deshalb
im Unterricht nichts zu suchen.
Und unser Kultusminister schrieb in der Einleitung: "Damit das (Schule) gut gelingt, brauchen unsere jungen Menschen ein Schulklima, das geprägt ist von Achtsamkeit … und der Freude am Lernen."
Schade nur, dass wir im
Schulgesetz (BaySchO) das Wort Freude immer noch nicht gefunden haben. Bei der
Suche nach einer Lehrerfortbildung bei der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen, gibt es keine Suchergebnisse auf die
Begriffe Freude
und Achtsamkeit.
Bleibt die Frage: Wie wollen sich die Lehrer denn ausreichend vorbereiten, wenn
das Thema in der Fortbildung noch nicht einmal zu finden ist?
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Nachhaltige und barrierefreie Förderung mit (NLP) in Mathe
Dass Schule und Unterricht Veränderungswürdig sind, darüber gibt es nichts zu streiten, dafür setzten wir uns ja auch tatkräftig ein. Wie die Veränderungen aussehen können, da gibt es sehr viele Ansätze. Vorsichtige, radikale, lokale, konzeptionelle und wissenschaftliche. An unseren Kooperationspartner nlpaed kam eine Anfrage zu einer Unterstützung einer Dissertation. Sarah Zarski möchte untersuchen, wie sich NLP-Methoden im Mathematik-Unterricht effektiv und für nachhaltiges Lernen einsetzen lassen.
Ihr Arbeitstitel lautet: "Möglichkeiten einer nachhaltigen und barrierefreien Förderung von Lernenden im zeitgemäßen Kontext mit den Methoden der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) am Beispiel des Mathematikunterrichts".
Auf
dem nlpaed-Blog sind genauere Infos und die
Unterstützungsmöglichkeiten nachzulesen.
Wir möchten auch unsere geneigten Leser auffordern, sich daran zu beteiligen und
Frau Zarski Rückmeldungen zu geben. - Es gibt viele
Möglichkeiten, Veränderungen anzugehen...
Wissen tun wir es, wann wird endlich entsprechend gehandelt?
Wieder einmal gibt
es Aussagen eines Bildungsspezialisten, von dem man annehmen darf, dass er eine
hohe Fachkompetenz besitzt. Das stellen wir einem mehr fest, dass wir jede
Menge Experten im Land haben und doch ändern sich so gut wie nichts am
bestehenden System. Andreas Schleicher ("Mister PISA", von der
OECD) (Interview mit Der Tagesspiegel) kennt im Ausland viel
stärker individualisierende Unterrichtskonzepte als das bei uns der Fall ist.
Auch ist in nicht wenigen Ländern das Lehrerbild von Reflektion gegenseitigem
Austausch geprägt. Bei uns ist gegenseitige Hospitation und eine gelebte
Feedbackkultur dagegen eine ganz seltene Ausnahme (Artikel in Der Tagesspiegel). Und obwohl das schon jeder
wusste, wurde es erneut gründlich dokumentiert. Nun steht es in einer der
aktuellen Untersuchungen der Bertelsmann-Stiftung.
Ein sehr deutlicher Beleg dafür, dass es den Verantwortlichen nicht wirklich daran gelegen sein kann, dass Lehrer*innen über die Qualität ihre Arbeit aus erster Hand berichtet bekommen - von ihren Schüler*innen, direkt aus dem Alltag - ist folgender:
Wir Bayern leisten uns ein Verfahren das bestimmt nicht wenig Geld kostet, jedoch kaum Anwendung findet. Unserem Kultusministerium ist besonders wichtig, dass die Lehrkräfte von ihren Schülerinnen und Schülern systematisch Rückmeldung zum Unterricht erhalten. Das wurde uns schriftlich bestätigt. Aber: Welche Schüler*innen aber werden regelmäßig aufgefordert ihre Lehrer*innen zu bewerten?
Sehen Sie einmal
nach, wie viele Fortbildungsmaßnahmen bei der Akademie für Lehrerfortbildung zu finden
sind, auf die das Stichwort Feedback zutrifft. Die Nachfrage bei unseren
ca. 114.000 bayerischen Lehrer*innen scheint verschwindend gering zu sein.
Ganz
wichtig: An dieser Stelle brechen wir eine ganz dicke Lanze für alle
diejenigen Lehrer*innen, die sich tagtäglich um eine qualitativ hochwertige
sowie kindgerechte Wissensvermittlung, möglichst sogar in Teamarbeit,
bemühen. Warum? Weil wir immer wieder beobachten, dass es an der Führung liegt,
wenn das Getriebe kracht. Es fehlt an Führungsqualität, Visionen, Aus- und
Fortbildung sowie der Einsicht, dass nicht Homogenisierung und Leistung
sowie Notendruck und Selektion die Rahmenbedingungen des Bildungssystem vorgeben.
Warum sonst wird z. B. ein Evaluationsergebnis einer Schule wie ein Geheimnis behandelt. Uns wurde auf Nachfrage die Einsichtnahme in ein solches verweigert. Ein mit Steuergeldern erstelltes Dokument wird dem Bürger und sogar den unmittelbar Betroffenen (Eltern, Schüler) vorenthalten - mit Demokratie und einer vernünftigen Unternehmenskultur hat so etwas nicht im Entferntesten etwas zu tun.
Wir fordern alle Schulen und auch einzelne Lehrer*innen auf, uns ihre persönlichen Erfahrungen mit einer gelebten Feedbackkultur mitzuteilen. Wir veröffentlichen diese gern. Vielleicht sind ja Beispiele dabei, die wiederum andere zur Nachahmung anregen. Zur Erinnerung: Hier kommen Sie zu unserer Umfrage zu diesem Thema.
Ein toller Film über Potentialentfaltung an Schulen
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und sehen und hören in diesem Video wertvolle Hintergrundinformationen über das Was und Wie des Lernens und einen gelungenen Umgang mit jungen Menschen. Es lohnt sich wirklich!
Noch 6 Tage Zeichnungsfrist für "Mittelstufe Plus" in München
Erinnerung:
Ausgerechnet
in München kein Gymnasium mit G9
Bayernweit bieten 47 staatliche Gymnasien das G9 an. Mehr als die Hälfte
- rund 60 Prozent - der Schüler nutzen das Angebot* an diesen Schulen. Doch
halt, nicht bayernweit, sondern überall in Bayern nur ausgerechnete in Münchner
ist es nicht möglich, zu wählen und frei zu entscheiden.
"Dies wollen wir ändern" - sagt Prof. Dr. Michael Piazolo (FW, Mitglied des bayerischen Landtages) und hat eine Online-Petition gestartet. Sollten Sie ebenfalls der Meinung sein, dass es auch in München diese Wahlfreiheit geben soll, unterzeichnen Sie bitte hier die Petition ..sofern nicht schon erledigt!
*
Zweijährige Pilotphase für das Projekt "Mittelstufe Plus", gestartet
im Schuljahr 2015/2016
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Kurz gemeldet
·
Gründung einer Montessorischule
Im Einzugsgebiet der
Gemeinde Wang bei Moosburg haben sich einige bildungsinteressierte Bürger*innen
zusammengetan und möchten eine Montessorischule gründen. Wer sich einbringen
oder informieren möchte, kann das hier tun. Aktion gute Schule unterstützt mit seinem Fachwissen
dieses Projekt.
·
Fehler in unserem letzten Newsletter
In unserem
Bericht über die 23.000 Unterschriften gegen Zulassungsbeschränkungen vor dem
Referendariat haben wir die GEW als federführende Organisation benannt.
Unberücksichtigt dabei blieb der Aufruf der Landes-ASten-Konferenz (also
der Zusammenschluss aller bayerischen Studierendenvertretungen), die ebenfalls
mehrere tausend Unterschriften sammelte.
·
Nach wie vor: Bildungsratgeber kostenlos abzugeben.
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Gegen Versandkostenübernahme (3 Euro)
schicken wir Ihnen (solange der Vorrat reicht), den RATGEBER Bildung
(Verkaufspreis 6 Euro). Das Heft entstand 2010 in Kooperation mit dem Deutschen
Schulpreis und hat bis heute kaum etwas an Aktualität eingebüßt. Bitte hier per E-Mail
bestellen. |
Immer
noch wichtig!
Haben
sich alle Ihre Freunde und Familienmitglieder schon auf unserem Portal
eingetragen?
Sie wissen ja, jede Stimme zählt. Die Anzahl der Unterstützer stärkt unsere
Position und dient
als Türöffner für Gespräche mit den Verantwortlichen in Politik und den
Ministerien.
Hier können Sie uns weitere Unterstützer empfehlen.
(Einfach E-Mail-Adressen per Mail an uns schicken - wir kümmern
uns darum :-)
Newsletter 73-
03/2016
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